U23 Europameisterschaft, 02./03.09.2017 in Kruszwica (POL)

Nils Krauses Debüt in internationaler Ruderszene

Zu Beginn des Jahres wäre es für Nils Krause wahrscheinlich selbst unvorstellbar gewesen: Der Start auf der internationalen Ruderbühne. Denn seine Abstinenz vom Hochleistungssport Rudern von etwa einem dreiviertel Jahr, wies zunächst nicht auf diese phänomenale Entwicklung der Saison hin, die in der Teilnahme an der U23-Europameisterschaft am 02./03. September in Kruszwica (Polen) gipfelte.

Krause blieb dem regelmäßigen Training stets treu, doch distanzierte er sich etwas von dem Leistungssportgeschäft des Ruderns. Er legte vor allem viel Wert auf seine Lauf- und Radeinheiten. Es folgten Fortschritte, immense Leistungssteigerungen im Ausdauerbereich und auch die Leichtgewichtsgrenze rückte in erreichbare Nähe. Dies weckte Interesse: „Was wäre ich wohl mit meinem jetzigen Leistungsniveau im Stande im Boot zu leisten?“, dachte sich Krause inmitten der Saison, in welcher die Konkurrenz die ersten wichtigen Rennen schon längst hinter sich gebracht hatte.

So fasste Krause mutig den Entschluss nach einer kurzen Vorbereitungszeit auf dem Wasser bei der internationalen Ruderregatta in Ratzeburg im vergangenen Juni teilzunehmen. Frei nach dem Motto „Was habe ich schon zu verlieren?“. Dort bewies er sein Können und ließ einige Konkurrenten hinter sich. Auf den deutschen Meisterschaften, wenige Wochen später, erreichte er den zweiten Platz im B-Finale, was ihn letztendlich für die U23–Europameisterschaft qualifiziert hatte.

Krause startete mit seinem Partner aus Essen im leichten Doppelzweier. Es galt sich in einem 9 Bootefeld zu behaupten, in welchem auch Teams mit bereits international gesammelter Erfahrung vorzufinden waren. „In den Wettkampf reinfinden, das erste Mal internationale Luft schnuppern und gucken was dabei rauskommt“, so fasst Krause seine Erwartungen vor dem Wettkampf zusammen.

Am Samstag startete das Duo in den Wettkampf. Recht schwierige Windverhältnisse erschwerten den Einstieg in das Rennen. Nach etwa 500 Metern der 2000 Meter langen Strecke überholte das deutsche Boot die Konkurrenz aus Österreich und verteidigte den vierten Platz bis in Ziel. Lediglich die ersten beiden Boote zogen direkt weiter in das große Finale. Die restlichen Mannschaften mussten noch eine Ehrenrunde drehen im sogenannten „Hoffnungslauf“. Dieser fand noch am selben Tag statt, etwa viereinhalb Stunden später, was für die Athleten bedeutete sich ausreichend zu regenerieren und für einen klaren Kopf zu sorgen, sodass sie das Rennen wieder fokussiert in Angriff nehmen können.

In diesem Rennen wirkte der Start bereits offensiver: Die Schlagfrequenz blieb eine längere Zeit erhöht, bis die Mannschaft durch rhythmisch und kraftvoll geschobene Schläge auf den ökonomischen Streckenschlag wechselte. Zur Streckenhälfte attackierte das deutsche Team die russische Mannschaft auf dem zweiten Rang, welcher mindestens benötigt wurde, um in das große Finale einzuziehen. Allerdings ließen sich diese das nicht gefallen und wussten sich zu wehren. Der Bug des deutschen Bootes erreichte als drittes die Ziellinie, womit sich Krause für das B-Finale qualifizierte.

Doch obwohl das A-Finale nicht erreicht wurde, schmälerte das nicht die Motivation. Ganz im Gegenteil denkt Krause: „Die Entwicklung von Vorlauf zu Hoffnungslauf ist klar zu erkennen. Wir wollen im morgigen Rennen noch eine Schippe drauf legen und die bestmögliche Leistung erzielen.“

Legten noch eine Schippe drauf: Nils Krause (zweiter von links) mit seinem Zweierpartner (Quelle: Meinruderbild.de)

Dass dies keine leeren Worte waren, zeigte sich direkt zu Beginn des Rennens. In jedem Schlag steckte maximaler Einsatz. Nachdem das deutsche Boot blitzartig aus dem Startblock ausbrach, fuhr die Mannschaft dominant an der Spitze der Ziellinie entgegen. Endresultat: Sieg für Krause im B-Finale.

„Wir konnten unsere Leistung von Rennen zu Rennen steigern und im Finale das Bestmögliche abliefern. Von daher bin ich zufrieden und freue mich darüber mit einer Menge eindrucksvoller Erfahrungen nach Hause zu fahren.“ Sein Heimverein der Limburger Club für Wassersport (LCW) nimmt den jungen Athleten freudig in Empfang und ist stolz auf seine beachtliche Leistung.

Von Elias Sehr