U23 Weltmeisterschaft, 25.-27.07.2018 in Poznan (Polen)

Sophia Krause ist Vizeweltmeisterin!

Die diesjährige Weltmeisterschaft der U23, also der bis 22 Jahre alten Senioren B, fand vom 25.07. bis zum 29.07.2018 im polnischen Posen statt. In 22 Bootsklassen traten aus 55 Ländern der Erde 332 Mannschaften mit insgesamt 888 Sportlern an, um die Medaillen auf ein Neues auszufahren. Mit dabei waren die beiden Ruderer des Limburger Clubs für Wassersport Sophia und Nils Krause. Die Geschwister qualifizierten sich über viele vorangegangene Tests und Rennen für diesen Höhepunkt der Saison 2018. Die beiden Erfolgssportler und Aushängeschilder des LCW verbrachten die letzten vier Wochen vor der Weltmeisterschaft im verschlafenen Ratzeburg, um sich in ihren Bootsklassen optimal vorbereiten zu können.

Nils Krause startete zuerst in seinem leichten Doppelvierer (BLM4x) mit Ruderern aus Ulm, Hamburg und Kiel in das Wettkampfwochenende. In der Vorbereitung zählte dieser Vierer mit zu den schnellsten Booten des Deutschen Ruderverbandes und kam in der Auswertung der Strecken immer auf sehr gute Ergebnisse. Im Vorlauf am Mittwoch schnupperte das deutsche Quartett dann erstmals zusammen internationale Luft und hatte zu Beginn ein paar Probleme, dem international sehr hohen Anforderungen und vor allem ihren eigenen hohen Ansprüchen gerecht zu werden. „Für uns war der Vorlauf ein erster Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es anders als erhofft lief, wurden wir auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und konnten danach besser agieren“, so Nils Krause. Der Limburger sah in dem Umweg über den Hoffnungslauf wenig Negatives, sondern eher eine weitere Chance sich im Vierer besser zu finden, um das gemeinsame Ziel erreichen zu können.

Am Donnerstag begann sich dann schon das Wetter etwas zu verändern, denn die sehr warmen Verhältnisse um die Regattabahn in Mitten der Stadt Posen wurden durch die ersten Winde aufgemischt und teilweise etwas gelockert. Der Vierer um den Domstädter legte zu seinem zweiten Rennen am Start an und als die Startampel auf Grün umschaltete gab es für die Mannschaft kein Halten mehr. Sie mussten, um das A-Finale zu erreichen, einen der ersten beiden Plätze im Hoffnungslauf erreichen. Dieser Hoffnungslauf war an diesem Wochenende eines der mit am härtesten umkämpften Rennen der Weltmeisterschaft, denn das deutsche und das spanische Boot lieferten sich einen Kampf bis auf die Ziellinie um die begehrten A-Finalplätze. Lediglich die früh Führenden aus Irland, die später Vizeweltmeister wurden, hatten einen halbwegs komfortablen Vorsprung vor den beiden sich duellierenden Booten aus Spanien und Deutschland. Bis zur Ziellinie fuhren die beiden Vierer einen Spurt nach dem anderen gegeneinander und leider hatte das spanische Boot den besseren Ausgang aus der Situation. Mit nur 0,6 Sekunden Vorsprung konnten sich die Spanier den Platz im A-Finale sichern. Das war für die junge deutsche Mannschaft natürlich nicht leicht zu verdauen und so nutzen sie den freien Freitag, um sich dementsprechend auf das am Samstag stattfindende B-Finale zu fokussieren.

Mit sehr großem Selbstbewusstsein trat der Vierer dann an und machte direkt seine Ansprüche auf den siebten Platz insgesamt und den ersten Platz im B-Finale geltend. In diesem starken und dominanten Rennen zeigte der Doppelvierer was wirklich in ihm steckte und wuchs über sich hinaus. „Wir haben uns in diesem Wettkampf deutlich steigern können und sind uns bewusst, dass wir dieses Jahr gegen die ungewöhnlich starke Konkurrenz unser Bestes gegeben haben und daher sind wir mit unserem siebten Platz wirklich sehr zufrieden, auch wenn es vielleicht nicht das ursprüngliche Ziel gewesen ist. Trotzdem kann ich für mich viel mitnehmen, denn so eine Weltmeisterschaft mal mitzuerleben ist eine sehr prägende Erfahrung aus der ich sehr gut lernen kann“, fasste Nils Krause die Situation der Weltmeisterschaft zusammen.

Für Sophia Krause begann die Reise zum A-Finale erst am Donnerstag, dem 26.07.2018, denn das Programm der Weltmeisterschaften war so geplant, dass nicht alle Bootsklassen am selben Tag um die Medaillen kämpfen sollten. „Es war schon etwas komisch zu sehen, dass es für andere schon früher los ging als für uns, aber es war auch interessant, zum Beispiel das Rennen von Nils anschauen zu können“, sagte Sophia Krause am Mittwoch vor ihrem Start in die Regatta. Im Vorlauf zum leichten Doppelzweier der Seniorinnen (BLW2x) belegte das deutsche Duo noch einen dritten Platz hinter der Schweiz und Griechenland und dies noch etwas abgeschlagen. Nach dem Vorlauf war der Zweier samt Trainer mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden und diese Unzufriedenheit konnten sie mit einem Umsetzten innerhalb des Bootes lösen. Zum Hoffnungslauf am Freitag trat Sophia Krause dann auf der Schlagposition an und ihre Partnerin aus Radolfzell wechselte von der Schlagposition auf die Bugposition im Doppelzweier. Im Hoffnungslauf konnte sich die Limburgerin dann einen relativ sicheren Platz für das Halbfinale am Samstag sichern, auch wenn sie mit ihrer gebrachten Leistung noch nicht ganz einverstanden war: „Wir sind leider sehr holprig in die Weltmeisterschaft gestartet und haben es aber geschafft uns von Vorlauf zu Hoffnungslauf schon deutlich zu steigern, aber da ist noch viel Luft nach oben“, schätze Krause die aktuelle Lage kurz nach dem Hoffnungslauf ein. Lediglich die Australierinnen mussten sie leicht ziehen lassen, aber nach hinten blickend waren sie ihrer restlichen Konkurrenz deutlich enteilt.

Im Halbfinale am Samstag startete Krause gegen Doppelzweier aus Großbritannien, der Schweiz, Spanien, Schweden und China, hier kamen die ersten drei Platzierungen in das A-Finale am Sonntag und die letzten drei in das B-Finale etwas früher am Sonntagmorgen. In einem sehr knappen Rennen, bei dem das Feld sich zu Beginn gegenseitig wirklich überhaupt nichts schenkte, konnte der deutsche Doppelzweier sich mit der Schweiz und Großbritannien nach der Streckenhälfte bei 1000 Meter etwas absetzen und so entbrannte ein Dreikampf um die beste Position im A-Finale. Diese Auseinandersetzung dauerte bis zur Ziellinie an und so kam Großbritannien eine knappe Sekunde vor Deutschland ins Ziel und Krause, aufgrund eines raffinierten Endspurts, nur eine Bugnummernbreite (circa 40 Zentimeter) vor der Schweiz. Somit war das Ticket für das A-Finale am Sonntag von Sophia Krause und ihrer Partnerin gebucht.

Das A-Finale zum leichten Doppelzweier der Seniorinnen lag am Sonntag dem 29.07.2018 um 12:10 Uhr am Start auf dem Maltasee in Posen und war bereit die Medaillen auszufahren. Krause war mit der Bahnnummer Fünf nicht auf einer der beiden favorisierten Mittelbahnen, aber das hielt das deutsche Boot von nichts ab. Direkt ab dem Start fand sich die Domstädterin in Mitten des Geschehens wieder und lediglich die Britinnen auf einer der Mittelbahnen hatten einen besseren Start erwischen können. Nach ungefähr 900 geruderten Metern machte das italienische Boot einen massiven Schritt nach vorne und ging kurz nach der 1000 Metermarke an den Deutschen und den Britinnen vorbei. Krause lies sich von dieser erhöhten Geschwindigkeit von Italien mitziehen und so holten sie den anfänglichen Vorsprung des britischen Bootes wieder ein: „Wir haben gemerkt wie ein Großteil des hinteren Feldes relativ früh eine gewaltige Attacke in Richtung der Britinnen gemacht hat und waren uns bewusst, dass wir da auf jeden Fall mit müssen.“ Bis zu 1500 Metern kämpften die beiden Boote verbissen um den zweiten Platz und bis dahin war Großbritannien im Vorteil. Getrieben von den aufkommenden Griechinnen entschied sich Krause zu einem frühen Endspurt und so konnten sie den zweiten Platz für sich entscheiden. Das italienische Boot siegte mit einer Bootslänge Vorsprung vor Deutschland und dieses wiederum hatte eine gute Bootslänge Abstand zum dritten Platz. Den dritten Platz konnten sich noch die früh Führenden aus Großbritannien vor Griechenland sichern. „Ich bin einfach nur überglücklich, dass unsere Taktik erst einmal abzuwarten und im Feld mitzufahren, so gut funktioniert hat und das wir uns mit den nicht unbedingt tollen Bedingungen arrangieren konnten. Ich kann es noch gar nicht so richtig fassen, das wir Vizeweltmeisterinnen geworden sind“, stellte Sophia Krause sichtlich erfreut nach der Siegerehrung fest.

Ebenfalls in Posen mit dabei vom Limburger Club für Wassersport war Simon Frank. Der neue Lehrer-Trainer der Tilemannschule war nach den deutschen Meisterschaften Ende Juni gefragt worden, ob er bereit wäre den leichten Doppelzweier der Männer zu übernehmen. Er willigte ein und so verbrachte er auch die vier Wochen vor der Weltmeisterschaft in Ratzeburg und trainierte dort mit seinen Sportlern aus Erlangen und Frankfurt sehr intensiv. Das von ihm trainierte Boot schaffte es mit sehr guten Platzierungen über Vorlauf und Halbfinale in das A-Finale am vergangenen Sonntag. In einem spannenden Rennen, in dem fünf der sechs gestarteten Boote bis zur Ziellinie miteinander um die Platzierungen kämpften, platzierte sich das von Frank trainierte Boot auf dem Bronzerang und erreichte damit ein außerordentlich gutes Ergebnis. Für den Trainer des LCW war die Wettkampfvorbereitung und auch die Weltmeisterschaft eine neue und sehr aufschlussreiche Erfahrung. Mit neuen Erfahrungen wird er ab Mitte August nun das Training der Junioren in Limburg leiten, um hier die erfolgreichen Ruderer von morgen zu formen. „Ich freue mich riesig über den Erfolg der beiden Jungs hier auf der Weltmeisterschaft und schätze es als riesige Erfahrungssteigerung ein hier dabei gewesen zu sein und zu sehen, was für ein Niveau auf internationaler Ebene gefahren wird“, so Simon Frank nach dem nervenaufreibenden Finale seines leichten Doppelzweiers.

In den nächsten Tagen werden die erfolgreichen Sportler des LCW zurück nach Limburg reisen und dort erst mal ihre wohlverdienten Start in die Sommerpause genießen. Der Limburger Club für Wassersport freut sich sehr über die gezeigten Leistungen und gratuliert auf ganzer Linie!

Von Tom Hinrichs