Nach 2019, den World Masters in Velence/Ungarn wieder die ersten World Masters. Sicherlich keine Weltmeisterschaft, denn dann müsste es World Championship heißen, aber eine Regatta mit Teilnehmern aus der ganzen Welt und damit auch die größte und anspruchsvollste Ruderregatta im Mastersbereich. Altersklassen von Mindestdurchschnittsalter 27 bis 89 Jahre. Nur wenige Sportarten haben diese Spanne. In Libourne waren vom 07. – 11. September 2022 über 3500 Teilnehmer gemeldet. Eine gigantische Veranstaltung und in 2022 war diese Mastersregatta wieder eine der größten Ruderregatten der Welt.
Das Besondere, das Potential der bis zu sieben Gegner je Lauf ist nicht oder sehr selten vorher bekannt – außer es ist vielleicht eine deutsche bekannte Mannschaft. Teilweise gab es Rennen mit vier oder fünf gleichstarken Mannschaften, die sich Bord an Bord über die gesamte Strecke nichts geschenkt haben. Gigantisch.
Die französischen Veranstalter hatten sich große Mühe gegeben und sehr gut organisiert. Ein tolles Verpflegungscamp, alle namhaften Bootswerften waren mit Verleihbooten präsent. Berittene Security und auch bewaffnetes Militär sorgten mit unauffälliger Präsenz für die Sicherheit. Lockerheit und Organisation, beides war zu spüren und macht die Regatta sehr angenehm. Außerdem grüßte die französische Luftwaffe einmal mit einem Tiefflug zweier PC-21 und einmal mit einem Tieflug + Flügelwackeln eines Rafal Düsenjägers die Regatta.
Ein anderer Gänsehautmoment war die Gedenkminute zum Tode der Queen mit „God save the Queen“, zu dem die gesamte Regatta still stand.
Von Limburg aus machten sich Dr. Klaus Schuy, Werner Gläser, Jochen Förster und Stefan Heyde nach intensiven Vorbereitungen auf den Weg nach Frankreich. Teils gemeinsam, teils in spezifischen Renngemeinschaften.
Jochen Förster war u.a. mit Rainer Fiedler sehr stark im Riemenbereich unterwegs, wobei es nicht ganz zu einem Sieg reichte.
Stefan Heyde ist seit Jahren in eine Renngemeinschaft mit Nicolas Seiffert (Oberrad), Erkut Tinaz (Flörsheim) und Jürgen Hock (Ludwigshafen) eingebunden. Für die Vier ergaben sich in 2022 leider nur zwei gemeinsame Trainingsfahrten vor Libourne und auch auf den Regatten des Jahres 2022 fehlte immer irgendwie einer. Sicherlich nicht die besten Voraussetzungen. Hinzu kam als Ergänzung der fliegende Holländer Marcel Worrtman, für zwei Rennen.
Das erste Rennen für Marcel und Stefan war der Doppelzweier Mindestalter 50 am Mittwoch. Beide überhaupt erst das zweite Mal zusammen im Boot. Das Rennen verlief bis 650 von 1000m sehr gut. Dann aber machte sich starker Gegenwind auf der Bahn der beiden bemerkbar und sie wurden leider nur Dritte. Rudern ist eben auch kein Indoor-Sport.
Die folgenden Rennen am Donnerstag verliefen dann besser. Zunächst der Doppelzweier Mindestalter 60 mit Jürgen und Stefan. Start und los, es lief einfach gut. Bei 500 m 1,5 Längen Vorsprung, alle im Griff. Dann bei 650 m eine Windwelle, ein Krebs, das Boot steht, liegt fast quer und dahin der Vorsprung. Anpacken, Neustart, Endspurt und mit deutlich höherer Bootsgeschwindigkeit und dem letzten Schlag war das Rennen um einen Luftkastenvorsprung gewonnen. Geht doch.
Auch Werner Gläser war in diesem Rennen gemeinsam mit Erkut Tinaz gemeldet und die Beiden fuhren einen grandiosen Sieg heraus, über den Werner immer wieder schwärmte. Ihre Gegner kamen unter anderem aus den USA und Frankreich. Während der Regatta war auch zu lernen, das es in den USA die Masters-Vereinigung Chinook gibt, in der der sich starke Masters-Ruderer zu Mannschaften zusammen finden.
Das nächste Renner, der Doppelvierer Mindestalter 55, sicherlich die stärkste Viererkombination. Nicolas, Erkut, Jürgen und Stefan. Vom Start weg ein Kopf an Kopf Rennen mit einer italienischen Renngemeinschaft, das am Ende mit wenigen Zehnteln Vorsprung gewonnen wurde. Die Gegner aus Italien und Deutschland bedankten sich je bei einander für das tolle Rennen. Rudern ist eher ein Gentleman Sport.
Das vierte Rennen am Freitag, ein Doppelvierer Mindestalter 55 mit Stefan ging leider verloren. Man kann halt auch nicht immer gewinnen.
Das fünfte und sechste Rennen dann am Samstag. Zunächst der Doppelvierer Mindestalter 50 mit Erkut, Stefan, Nicolas und Marcel. Auch hier wieder, von Beginn an, Bord an Bord Kampf über die gesamte Strecke. Routine, Nervenstärke und schlichte Physis führten zum Sieg über eine französische Mannschaft mit wenigen Zehnteln Vorsprung.
Der Abschluss war dann für Erkut und Stefan der Doppelzweier Mindestalter 55, das in letzten beiden Jahren am meisten trainierte Boot. So lief es dann auch. Nach 250 m zwei Längen Vorsprung, im Ziel dann sogar 12 Sekunden Vorsprung, das sind Welten, die von den Gegnern aus England genauso kommentiert und gewürdigt wurden.
Für den fünften Regattatag sind bei den World Masters dann am Sonntag immer die Mixed-Rennen im Plan. Hier trumpfte dann Klaus Schuy auf und er gewann mit Martina Goretzki, Christof Rademacher und Mies Bernelot Moens souverän den Mixed Doppelvierer. Als stärkster Mixed-Doppelzweier der Ruderer der Altersklasse I, Mindesdurchschnittsalter 75, trumpfte dann zum Abschluss Werner Gläser mit seiner Partnerin Christel Nennstiel auf. Sie gewannen, wieder einmal souverän Ihren Mixed-Doppelzweier.
Die Veranstalter der World Masters 2023 aus Südafrika, der World Masters 2024 aus Brandenburg und nicht zuletzt der Euro Masters 2023 aus München zeigten ebenfalls Präsenz und gaben interessante Ausblicke für die ganz großen Regatten der kommenden Jahre.
Von Stefan Heyde