Erlebnisrudern im Land der Windmühlen
Holland ist neben seinen legalen Rauschmitteln, Käse, Tulpen und Holzschuhen auch besonders bekannt für seine Windmühlen. Und da gibt es nicht ohne Grund eine ganz anständige Anzahl davon…
Am 16. & 17. März fand in Amsterdam das jährliche Achter- und Vierer-Langstrecken-Rennen, das „Head of the River Amstel“ statt. Diese Art Zeitrennen, in dem jede der Mannschaften im zeitlichen Abstand von 15 Sek. getrennt für sich alleine (mit einem „Head Start“ zum Nachfolger, daher der Name) gegen die Zeit fährt, erfreut sich unter Elite- wie Masters- oder Juniorenruderern seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Und so findet das „Head“ zumeist in schöner Regelmäßigkeit bereits seit 1932 statt. Zumeist, denn es gibt auch durchaus Frühjahrsstürme, die in Holland doch recht heftig wehen können und so nicht nur die zuvor erwähnten Windmühlen antreiben, sondern auch Regatten be- oder verhindern.
So geschehen z.B. im letzten Jahr, als ein Limburger Mastersachter sein Glück probieren wollte, aber nicht durfte, weil ein Orkan über den Fluss geblasen hat. Dieses Jahr versuchte eine leicht veränderte Limburger Mannschaft erneut sein Glück und wurde von den Rudergöttern mit einem tollen Erlebnis belohnt. Nachdem auch in diesem Jahr alle Samstagrennen (inkl. dem Herren Elite-Achter mit der „Holland 8“ und die Damen-Masters-Achter) dem Wind zum Opfer fielen, hatte Petrus am Sonntag glücklicherweise ein Einsehen. Bei deutlich ruhigerem Wasser, aber für Lahn-verwöhnte Ruderer noch immer sehr wellig und extrem anspruchsvoll, konnten die 61 gemeldeten Männer-Mastersachter ins Rennen geschickt werden. Ein besonderes Erlebnis gleich zum Start, wenn diese beachtliche Anzahl gleichzeitig auf engstem Raum manövrieren um pünktlich über die Startlinie im ländlichen Vorort Oudekerk ins 8 km entfernte Ziel in der Amsterdamer City zu brausen. Und Holland wäre nicht Holland, wenn es nicht auch scharenweise Fans und Supporter gäbe, die ihre jeweilige Lieblingsmannschaft dann im Fahrradkorso lautstark bis ins Ziel begleiten. Und auch, weil es doch immer den ein oder anderen teilnehmenden Ruderfreund gibt, der sich in Oudekerk ungeachtet der vielen Zuschauer im Boot stehend vor dem Rennen nochmal erleichtern muss…
Selbstredend wussten wir Limburger uns aber zu benehmen und konzentrierten uns voll auf das Rennen. Wir, das ist die Limburger Mannschaft mit Christoph Sohr im Bug, davor sitzend Jörg Domurat, Oliver Muth, Bernd Pachtner (unser geschätzter Würzburger „Adoptiv-Limburger“), Christoph Bendel, Manfred Wüst, Holger Will und Carsten Lanwert, gesteuert vom Head-erfahrenen Lothar Rompel. Das Rennen hatte es in sich: Böen, Wellen, Kurven, enge Brückendurchfahrten, Wind aus allen Richtungen. Dennoch gelang es uns sehr gut, das Boot konstant bei Schlagzahl 30-32 druckvoll und rhythmisch durch die Wellen zu schieben und richtig laufen zu lassen. Eine Mannschaft konnten wir dabei locker überholen, auch dank der super Steuerleistung von Lothar. So sind wir am Ende mit Schlagzahl 35-36 im Zielsprint bei 30:02 min ins Ziel und auf Platz 34 als viert schnellstes deutsches Boot eingelaufen – Platz 11 (von 24) in unserer Altersklasse D. Und auch die uns körperlich weit überlegenen zwei Achter der Frankfurter Germanen waren lediglich 9 Sekunden schneller bzw. sogar 8 Sekunden langsamer als wir.
Also: Glückliche und sehr zufriedene Gesichter im gesamten Team sowie hausgemachte Hamburger, das passende „Amstel“ Bier als krönender Abschluss und um die Erfahrung reicher, warum Holland mehr Windmühlen als anderen Länder hat. Eine sportlich wie auch kameradschaftlich mehr als gelungene Herrentour in eine der interessantesten Städte Europas. Die Rennsaison der LCW Masters ist somit erfolgreich eröffnet. Die weiteren Saisonrennen können also gerne kommen. Wir freuen uns drauf.
Von Carsten Lanwert